Tastaturtöne, Tragödien und Italy’s finest auf der Costa Diadema: der Königin des Mittelmeers

Costa Diadema Okt 2016 von aussen

«Scheisse», sagt der Chauffeur von Marti Reisen vor dem Gotthardtunnel «schon wieder Stau.» Mir entlockt sein Fluchwort ein leises Lächeln. Die Crew von Marti ist ansonsten nämlich die Freundlichkeit in Person. In aller Herrgottsfrühe hat sie ein paar Kreuzfahrer am Bus-Terminal in Zürich-Kloten abgeholt und fährt sie nun in rund sieben Stunden nach Savona in Italien zur Königin des Mittelmeers: Der Costa Diadema, dem zur Zeit grössten Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer.

Die Passagiere heute Morgen sind etwas älter als ich. Sagen wir mal 15-20 Jahre. Das wird sich auf dem Schiff wieder ändern. Was jedoch gleich bleiben wird, sind die Tastatur-Töne ihrer Handys. Ab einem gewissen Alter scheinen die der tägliche Beweis zu sein, dass man noch gut hört. Wie sonst ist zu erklären, dass die Senioren die Tastaturtöne allesamt aktiviert haben? Auch den Vibrationsmodus oder die Stummschaltung ihres mobilen Begleiters ignorieren sie hartnäckig. Der daraus resultierende  Klangteppich würde jeden Ruhewagenfanatiker in den Wahnsinn treiben.

Restaurant Costa Diadema Oktober 2016
Schon wieder Stau. Dieses Mal kurz nach der Grenze. Der Chauffeur sitzt ihn stoisch aus. Die Passagiere auch, denn der Hafen von Savona ist nicht mehr weit. Dort spielt sich bei der Ankunft eine kleine Tragödie ab: Ein Schweizer Ehepaar hat weder Pass noch ID dabei. Ohne Ausweispapiere wird ihnen kein Einlass gewährt. Traurig schaut die etwas betagte Frau das Schiff von aussen an. «Fahren Sie nach Hause und schiffen Sie morgen in Marseille ein», rät die freundliche Costa-Hostess dem Ehemann. In seinem Blick schwingt Ungläubigkeit mit: Was, morgen nach Frankreich fahren. Oder gar fliegen? Die Reise hierhin war doch schon so weit.

Diese Tragödie geht mir ans Herz, doch sie wird die Letzte sein. Die darauf folgenden Tage beglückt mich Italy’s finest jeden Morgen, Mittag und Abend aufs Neue. Auf der Costa Diadema können 4947 Passagiere mitreisen. Also muss mit der grossen Kelle angerührt werden, sonst kann diese Masse nicht verpflegt werden. Das schafft die italienische Reederei Costa mit links. Was in den überdimensionalen Hauptrestaurants aufgetischt wird, verdient das Prädikat «molto bene»: Die Pasta ist immer al dente, die Saucen weder fad noch überwürzt und das Brot knuspriger und frischer als an Land.  Auch der obligate Aperol Spritz wird mir täglich mit einem süffisanten Lächeln serviert. Nur meine Waage schätzt die italienische Gastfreundschaft nicht so sehr wie ich: Resultat nach sieben Tagen Costa Diadema: Plus ein Kilo. Italy’s finest eben.

Costa Diadema Oktober 2016 Pasta

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